Mittwoch, 9. August 2017

9. August: Columbia Icefield

Wir sind auf der Rückfahrt vom Columbia Icefield im Jasper Nationalpark und stehen schon eine ganze Weile im Stau. Hier geht zur Zeit gar nichts mehr. Eine Frau erzählt, weiter vorne hätte es einen Unfall gegeben. Es würde wohl zwei Stunden dauern, bis es weitergeht. In der Gegenrichtung kommt nur ab und an mal ein Fahrzeug vorbei. Sind das Autos, die tatsächlich aus der Gegenrichtung kommen, oder nur welche, die frustriert gewendet haben.



Doch wir haben praktisch keine Alternative. Wenn wir über eine andere Route zu unserem Motel zurückfahren wollten, wären das bestimmt 400 Kilometer Umweg. So bleiben wir lieber stehen und warten, wie alle anderen auch.

Aus einem Auto etwas weiter vor uns tönt laute Musik. Zumindest für Unterhaltung ist gesorgt.

Zurück zu unserem Tag.

Heute sind wir bis in den Jasper Nationalpark gefahren. Dort gibt es das Columbia Icefield, das größte Eisfeld auf dem amerikanischen Kontinent. Das Eisfeld speist gleich mehrere Gletscher. Einer davon liegt dicht am Highway. Als die Straße hier in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gebaut wurde, führte sie direkt am Gletscher vorbei. Inzwischen hat sich der Gletscher auf Grund des Klimawandels deutlich zurückgezogen.

Ein touristisches Highlight ist er trotzdem geblieben. Seit den 50er Jahren kann er mit Schneemobilen, heute mit großen Bussen, befahren werden. Für 60 kanadische Dollar wäre man dabei. Bei mir sträuben sich die Nackenhaare. „Günstiger“ wäre da schon ein „Gletscher-Skywalk“, hierfür muss man nur 32 kan$ Eintritt bezahlen.

Am Besucherzentrum sind die Schlangen für diese beiden Attraktionen sehr groß. Es werden ja auch gleich etliche Busladungen von Touristen hier „umgeladen“.

Wir fragen an der Info nach Wandermöglichkeiten, ohne dafür ein Heidengeld bezahlen zu müssen. Und erfahren, dass es in Kürze einen Walk mit einem Parkranger zum Fuß des Gletschers gibt. Da gehen wir mit.

Peter erklärt unterwegs anschaulich, wie der Gletscher sich in den letzten Jahren immer weiter zurückzieht. Peter zeigt uns die Stelle, bis zu der der Gletscher reichte, als er 1986 das erste Mal hier war. Dann zieht er seine Mütze vom Kopf. Seit 1986 hat sich sein Kopfhaar genauso immer weiter zurück gezogen wie der Gletscher.

Durch den Rückzug des Gletschers verändert sich auch die Landschaft davor immer wieder.  Faszinierend sind die großen Moränen rechts und links, sie sehen aus wie große Berghänge. Doch in Wirklichkeit ist hier vor hunderten von Jahren der Gletscher noch viel größer gewesen.

(18:30 Uhr: Inzwischen erfahren wir, der Unfall vor uns ist gut zwei Kilometer entfernt. Es soll einen Todesfall gegeben haben, ein zweiter Mensch wird mit dem Rettungshubschrauber nach Calgary gebracht. Die Straße bleibt wohl bis 20 Uhr gesperrt.  Zum Glück müssen wir nur warten und sind nicht direkt mit diesem Unfall involviert. So kann ich jetzt schon mal weiter an unserem Blog vorschreiben).

Vor dem Gletscher hat sich viel Geröll angesammelt. Der Weg über die letzten Moränen zum Fuß ist staubig und auf den (kleinen) Anstiegen durchaus steil und rutschig. Dadurch wird nachher der Rückweg eher noch etwas anstrengender als der Hinweg.

Vom Gletscher her weht ein kräftiger kühler Wind. Ist auch kein Wunder, denn der Gletscher liegt praktisch an der Nordflanke des eines Bergmassivs. Die andere Seite des Tals liegt auf der sonnigen Südseite. Dort heizt die Sonne die Luft schnell auf, so kommt es zu einer stetigen kräftigen Brise.

Dieser Wind sei nicht zuletzt auch ein Grund, warum es für Pflanzensamen schwer ist, am Fuße des Gletschers im Boden zu bleiben, erklärt Peter weiter.

Er erzählt uns noch eine Reihe von weiteren kleinen Geschichten, von Menschen, die in die Gletscherspalten abgerutscht sind und das man sich auf dem Gletscher gut auskennen müssen.

Für das Unternehmen, das die Touristen in den großen Bussen auf den Gletscher bringt, wird es auch immer schwieriger, auf den Gletscher zu kommen. Die Anfahrt gestaltet sich immer steiler und steiler. Ob die Busse nicht auch den Gletscher schädigen? Nein, das glaube er nicht. Natürlich tragen auch diese Busse mit ihren Abgasen zum Klimawandel bei, aber das machen alle anderen Touristen, welche die Straße hierherkommen, genauso. Peter meint sogar eher, im Gegenteil. Durch die Fahrten lernen die Leute viel „handgreiflicher“, was es bedeutet, dass die Gletscher zurückgehen. Sie lernen auf der Fahrt etwas, wie wichtig die Gletscher für unsere Wasserversorgung sind. Diesen Weiterbildungseffekt dürfe man nicht unterschätzen.


(Inzwischen ist es fast 19 Uhr, auf der Gegenspur kommen wieder viele Autos uns entgegen. Sollte die Straße schon wieder in einer Richtung befahrbar sein?)

(Ja, es ist tatsächlich dann, erst langsam, dann aber doch schneller, weiter gegangen. Ein total demoliertes Auto haben wir noch gesehen. Da kann man seinem Gott nur dankbar sein, nicht dadrin gesessen zu haben.)

Hier jetzt ein paar schöne Bilder des Tages, die ersten Bilder stammen alle noch aus dem Banff Nationalpark:















































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