Wir sind auf der Rückfahrt vom Columbia Icefield im Jasper
Nationalpark und stehen schon eine ganze Weile im Stau. Hier geht zur Zeit gar nichts mehr. Eine Frau
erzählt, weiter vorne hätte es einen Unfall gegeben. Es würde wohl zwei Stunden
dauern, bis es weitergeht. In der Gegenrichtung kommt nur ab und an mal ein
Fahrzeug vorbei. Sind das Autos, die tatsächlich aus der Gegenrichtung kommen,
oder nur welche, die frustriert gewendet haben.
Doch wir haben praktisch keine Alternative. Wenn wir über eine
andere Route zu unserem Motel zurückfahren wollten, wären das bestimmt 400
Kilometer Umweg. So bleiben wir lieber stehen und warten, wie alle anderen
auch.
Aus einem Auto etwas weiter vor uns tönt laute Musik.
Zumindest für Unterhaltung ist gesorgt.
Zurück zu unserem Tag.
Heute sind wir bis in den Jasper Nationalpark gefahren. Dort
gibt es das Columbia Icefield, das größte Eisfeld auf dem amerikanischen
Kontinent. Das Eisfeld speist gleich mehrere Gletscher. Einer davon liegt dicht
am Highway. Als die Straße hier in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts
gebaut wurde, führte sie direkt am Gletscher vorbei. Inzwischen hat sich der
Gletscher auf Grund des Klimawandels deutlich zurückgezogen.
Ein touristisches Highlight ist er trotzdem geblieben. Seit
den 50er Jahren kann er mit Schneemobilen, heute mit großen Bussen, befahren
werden. Für 60 kanadische Dollar wäre man dabei. Bei mir sträuben sich die
Nackenhaare. „Günstiger“ wäre da schon ein „Gletscher-Skywalk“, hierfür muss
man nur 32 kan$ Eintritt bezahlen.
Am Besucherzentrum sind die Schlangen für diese beiden
Attraktionen sehr groß. Es werden ja auch gleich etliche Busladungen von
Touristen hier „umgeladen“.
Wir fragen an der Info nach Wandermöglichkeiten, ohne dafür
ein Heidengeld bezahlen zu müssen. Und erfahren, dass es in Kürze einen Walk
mit einem Parkranger zum Fuß des Gletschers gibt. Da gehen wir mit.
Peter erklärt unterwegs anschaulich, wie der Gletscher sich
in den letzten Jahren immer weiter zurückzieht. Peter zeigt uns die Stelle, bis
zu der der Gletscher reichte, als er 1986 das erste Mal hier war. Dann zieht er
seine Mütze vom Kopf. Seit 1986 hat sich sein Kopfhaar genauso immer weiter
zurück gezogen wie der Gletscher.
Durch den Rückzug des Gletschers verändert sich auch die
Landschaft davor immer wieder. Faszinierend sind die großen Moränen rechts
und links, sie sehen aus wie große Berghänge. Doch in Wirklichkeit ist hier vor
hunderten von Jahren der Gletscher noch viel größer gewesen.
(18:30 Uhr: Inzwischen
erfahren wir, der Unfall vor uns ist gut zwei Kilometer entfernt. Es soll einen
Todesfall gegeben haben, ein zweiter Mensch wird mit dem Rettungshubschrauber
nach Calgary gebracht. Die Straße bleibt wohl bis 20 Uhr gesperrt. Zum Glück müssen wir nur warten und sind nicht
direkt mit diesem Unfall involviert. So kann ich jetzt schon mal weiter an
unserem Blog vorschreiben).
Vor dem Gletscher hat sich viel Geröll angesammelt. Der Weg
über die letzten Moränen zum Fuß ist staubig und auf den (kleinen) Anstiegen
durchaus steil und rutschig. Dadurch wird nachher der Rückweg eher noch etwas
anstrengender als der Hinweg.
Vom Gletscher her weht ein kräftiger kühler Wind. Ist auch
kein Wunder, denn der Gletscher liegt praktisch an der Nordflanke des eines
Bergmassivs. Die andere Seite des Tals liegt auf der sonnigen Südseite. Dort
heizt die Sonne die Luft schnell auf, so kommt es zu einer stetigen kräftigen
Brise.
Dieser Wind sei nicht zuletzt auch ein Grund, warum es für
Pflanzensamen schwer ist, am Fuße des Gletschers im Boden zu bleiben, erklärt
Peter weiter.
Er erzählt uns noch eine Reihe von weiteren kleinen
Geschichten, von Menschen, die in die Gletscherspalten abgerutscht sind und das
man sich auf dem Gletscher gut auskennen müssen.
Für das Unternehmen, das die Touristen in den großen Bussen
auf den Gletscher bringt, wird es auch immer schwieriger, auf den Gletscher zu
kommen. Die Anfahrt gestaltet sich immer steiler und steiler. Ob die Busse
nicht auch den Gletscher schädigen? Nein, das glaube er nicht. Natürlich tragen
auch diese Busse mit ihren Abgasen zum Klimawandel bei, aber das machen alle
anderen Touristen, welche die Straße hierherkommen, genauso. Peter meint sogar
eher, im Gegenteil. Durch die Fahrten lernen die Leute viel „handgreiflicher“,
was es bedeutet, dass die Gletscher zurückgehen. Sie lernen auf der Fahrt
etwas, wie wichtig die Gletscher für unsere Wasserversorgung sind. Diesen
Weiterbildungseffekt dürfe man nicht unterschätzen.
(Inzwischen ist es
fast 19 Uhr, auf der Gegenspur kommen wieder viele Autos uns entgegen. Sollte
die Straße schon wieder in einer Richtung befahrbar sein?)
(Ja, es ist tatsächlich dann, erst langsam, dann aber doch schneller, weiter gegangen. Ein total demoliertes Auto haben wir noch gesehen. Da kann man seinem Gott nur dankbar sein, nicht dadrin gesessen zu haben.)
Hier jetzt ein paar schöne Bilder des Tages, die ersten Bilder stammen alle noch aus dem Banff Nationalpark:
(Ja, es ist tatsächlich dann, erst langsam, dann aber doch schneller, weiter gegangen. Ein total demoliertes Auto haben wir noch gesehen. Da kann man seinem Gott nur dankbar sein, nicht dadrin gesessen zu haben.)
Hier jetzt ein paar schöne Bilder des Tages, die ersten Bilder stammen alle noch aus dem Banff Nationalpark:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen